Von Agropoli nach Roma

Dieser Abschnitt umfasst eine Strecke von ca. 420 km. Ich bin mit dem Bus nach Salerno gefahren, um die Mühen der Berge in Basilikata zu umgehen. Aber schon bei der Durchfahrt schwöre ich mir, hier doch noch einmal aufzutauchen. Schroffes Gebirge mit südländischer Vegetation, quasi menschenleer und dann die Stadt Matera mit den Trullis, – aber ich brauche ja schließlich auch noch Ziele.

So bin ich gleich nach Kampanien gefahren, nach Salerno, der uralten Hauptstadt Süditaliens. Davon später mehr. Von dort bin ich aber erst einmal nach Süden an der Riviera entlang, der Küste des Cliento, gefahren, bis auch hier steile Berge mir den (einfachen) Radweg verstellen und lande in Agropoli. Ja, dieser griechich anmutende Namen hat eine alte Burg, die heute als open-air Theather umgebaut ist. Von dort kann man bei gutem Licht bis zur Amalfi Küste entlang schauen.

Paestum liegt 15 km nördlich von Agropli und ist eine beeindruckende Ansammlung von 3 Tempeln aus dem 7 Jhdt.. vor Christus. Eine Stadtmauer von über 4 km umfasst das Areal. Es war die alte Stadt Poseidonia und man kann sich aufgrund der weiteren Ausgrabungen auf dem Platz ein lebendiges Gemeinwesen vorstellen, aber immer überragt von den Tempeln.

Auf den Weg nach Salerno mache ich einen Abstecher nach Eboli, da die Campingplätze an der Küste alle restlos voll sind. Es ist auch noch Ferienbeginn und so muss ich in den sauren Apfel beißen und ein Hotel mieten. Aber was ich da gesehen habe, ist keine Landwirtschaft mehr, wie ich es so kenne. Endlose Reihen an Gewächshäusern vermitteln das gruselige Bild einer langgestreckten Stadt aus Plastik. Was hinterher mit dem Plastik geschieht, kann man unten in den Bildern sehen. In diesem Punkt geben sich die Provinzen Apulien und Kampanien nicht viel.

Salerno

Nun aber bin ich in Salerno. Beim Stadtbummel gehe ich auch die steilen Straßen und Treppen hinauf zu den Gärten aus Salerno, den Giardino della Minerva. Diese Gärten, von denen man einen schönen Ausblick auf Salerno und Amalfi hat, folgten der Philosophie einer alten Medizinschule aus dem 11. Jhdt.. Auf 7 Ebenen sind die Gärten angebracht und beheimaten je nach Krankheitsbild unterschiedliche medizinische Kräuter, die man heute noch alle bewundern kann, in der Summe 277 Stück laut offizieller Webseite. Hier wurde die erste naturheilkundliche Schule des Westens begründet. Allemal spannend.

Im Innenhof der Kathedrale von Salerno, eine alte Stadt, die im Mittelalter auch die Hauptstadt Süditaliens war, das Sizilien mit einbezog, welche bis zum 16 Jhrt andauerte. Zahlreiche Gebäude bezeugen heute noch den Anspruch aus dieser Zeit.

Auf meiner Reise nach Neapel fahre ich die Küste hinauf, muss aber hinter der Amalfiküste die Abkürzung nehmen und kann den Nationalpark der Lattari-Berge nur von weitem sehen. Hier ist die Industrie angesiedelt.

Pompeji

In Pompeji angekommen, stelle ich fest, dass die Ausgrabungen zu einem reinem Touristenevent reduziert worden sind. Nicht nur sind die Besucherströme stark kanalisiert worden, bestimmte Areal nicht mehr zu betreten, sondern auch die meisten Artefakte sind inzwischen längst im Archäologischem Museum in Neapel gelandet. Verständlich, aber schade.

Zumindest in den Jahrhunderten nach dem Vesuv Ausbruch entstand eine neue Stadt, Neu-Pompeji, in der alle Kirchen und Denkmäler Versuche der Erklärung des Vulkanausbruches widmen.

Die Kirche „Heiligtum Unseren Lieben Frau vom Rosenkranz“ in Neu-Pompeji

Groß und mächtig, schicksalsträchtig… steht der Vesuv vor uns. Er überragt die ganze Gegend und ist von Neapel bis nach Sorrent und von der Insel Capri aus sichtbar. Seine abgeflachte Spitze war zum Zeitpunkt des Ausbruches im September 79 nach Christus spitz. Sie wurde vom Ausbruch wie eine Kapsel abgesprengt.

Auch heute dampfen es aus den Ritzen schwefelhaltige Gase. Der Rundgang um den Krater lässt zwar Ängste aufkommen, ein Ausbruch ist dennoch nicht von jetzt auf nachher zu befürchten.

Ein paar Impressionen aus Pompeji. Oben eine Figur in einem Patio eines Anwesens. Unten das Amphitheater.

Nach den Überlieferungen hatte es vor dem Ausbruch eine Woche lang kleine Erdbeben gegeben. Da die Menschen aber keinen Zusammenhang mit einem Vulkan herstellne konnten, haben sie zuwenig reagiert

Der letzte Ausbruch des Vesuvs erfolgte übrigens erst 1944 und ist von Flugzeugen aus dokumentiert worden.

Statt in Neapel zu wohnen, ziehen wir (meine Frau kommt zu Besuch!) es vor, uns in Ercolano einzunisten. Das hat den Vorteil, dass wir Neapel jederzeit mit einem Vorortzug erreichen können, gleich am Strand sind und die Ausflüge nach Sorrent und Amalfi einfacher sind. Wie man sieht, besteht der Sand an den Stränden aus reinem Vulkansteinen, tiefschwarz, ein besonderes Erlebnis.

In Ercolano gibt es auch Ausgrabungsstätte Herculaneum, viel, viel besser erhalten als in Pompeji. Ähnlich wie dort, wurde diese Stadt vom Schlamm überrascht. Während Pompej unter Asche versank, fing es hier in der Gegend an zu regnen und alles verfestigte sich zu einer steinwerdenden Schlammlawine. Herculaneum lag am Meer und war ein Erholungsort der Römer von Neapel und Rom, war also seht reich, was man heute an den Ausgrabungen noch sehen kann.

Ein Patio eines Atriums, ein Haus, welches in der Mitte ein zum Himmele offenes Dach besitzt

Herculaneum, im Bild eine typische Gaststätte aus der Zeit. In den Trögen wurde das Essen ausgegeben, to go oder im Haus.

Ein Badehaus für Männer im Ercolaneum. Alle Männer sitzen nebeneinander, von oben kommt das warme Wasser. Die Mosaikböden sind noch sehr gut erhalten.

Ein Asulfug an die Amalfi Küste, hier nach Vietri Sul Mare, der Stadt der kunstvollen Töpferkeramiken.

An der Amalfi Küste wohnen die Reichen der Reichen, Mit Blick auf die Insel Capri, mit der Privatyacht ein Katzensprung.

Napoli

Wie überall in Süditalien. Schwarzer Granit als Bodenbelag, ein Alptraum für Radlfahrer*innen

Endlich Neapel, Napoli, Land der neapolitanischen Pizza (die z.B. ganz anders aussieht wie z.B. in Bologna). Neapel ist eine der unglaublichsten, quirligen Städte auch in Italien. Hier kommen die Menschen aus aller Welt zusammen, die in ihren Vierteln ihren Alltag leben. Besonders interessant hierfür ist das Stadtviertel Mercato. Hier finden die Märkte noch vor den Hauseingängen der Anwohner statt. Das ganze Viertel ist ein Markt. Von nordafrikanischen bis hin zu pakistanischen und chinesischen Geschäften kann man hier alles finden, was das normale Leben braucht. Während an der Westküste sich die Villen der Reichen stapeln, hat sich Neapel im Hinterland bis runter nach Ercolano ausgedehnt und beherbergt heute bis zu 5 Mio Einwohner. Eine Rundfahrt mit einem der Sightseeing Busse empfiehlt sich. Alternativ kann man auch mit dem Fahrrad einem dieser Busse einfach hinterherfahren.

Das Kastell von Neapel

Ein geschichtlicher Hintergrund für diesen melting pot mag auch in der Tatsache begründet sein, dass Neapel von griechischen Volksstämmen gegründet wurde, später abwechselnd zu Spanien, Frankreich und Österreich zugeordnet war, immer gekennzeichnet war als Tor zur Welt. Es entwickelte sich auch eine eigene Sprache, das Neapolitanisch (Napulitano), welches aber erst seit 2008 eine eigene anerkannte offizielle Sprache geworden ist.

Markt ist überall. Hier in Mercato.

Auf den Weg nach Rom wieder die gleichen Bilder. Müll und Schmutz an den Straßenrändern. Traurig

Vor Gaeta diese schönen Blicke auf die Riviera. Es ist heiß, um die 40 Grad herum und Hügel um Gaeta kosten viel Kraft. Andere wiederum genießen die Zeit am Strand. Es wechseln sich längere Strandabschnitte wie bei Formia mit kleine kurzen Buchten ab, deren Zugänge von oben am Berg erst einmal erkämpft werden müssen wie bei Gaeta und Sperlonga.

Terrancina, eine Stadt in den Fels hineingehauen. So schön diese Stadt ist, so auch hier außerhalb wieder Mülle, Brandrodungen. Die Luft stinkt auch hier nach verbranntem Plastik.

Latina, eine Stadt vom Reisbrett, die faschistische Architektur noch überall präsent

Latina ist die Hauptstadt von der Provinz Latina südlich von Rom. Es war früher vor 1930 ein kleines Dorf inmitten von Sümpfen. Diese wurden trockengelegt und eine Stadt auf dem Reisbrett angelegt. Sternförmig, in der Mitte ein großer Platz, wo alle Gebäude mit einer Repräsentanz der Macht standen, Rathaus, Polizei, Parteigebäude etc. Die faschistischen Symbolik ist überall sichtbar. Bis 1946 hieß die Stadt Littoria, nach dem Liktorenbündel als Herrschaftssymbol der Faschisten benannt.

Diese Littoria (Liktorenbündel) als faschistische Symbolik stehen noch vor dem Rathaus in Latina

Roma

Erste Eindrücke von Rom. Mitten in der Stadt sind große, abgesperrte Ausgrabungsstellen.

Über Rom zu schreiben, würde Bücher füllen. Aber es ist eindrucksvoll, mit dem Fahrrad herumzufahren, denn es gibt sehr viele Fußgänger/Fahrradzonen, in die Autos nicht hineindürfen. Mit dem Fahrrad kann man in 2 Tagen sehr viel schaffen und sich einen sehr guten Eindruck verschaffen. Diese Stadt ist wahrhaftig überlagert von den Schichten der Geschichten. Von den altrömischen Ausgrabungen aus der Gründerzeit hin zur Hochzeit vor 2000 Jahren wie das Kolosseum. Weiter zu den Prunkbauten aus der späteren Zeit, in dem der Vatikan eindeutig das Sagen hatte hin zur Renaissance und Barock mit zahlreichen neuen Prunkbauten.

Die Fontana dell‘ Acqua Paola

Blick von der Ponte Umberto Primo auf die Altstadt

Vatikanplatz. Als ich mit dem Fahrrad drauffahre, verfolgt mich ein Polizeiauto mit Blaulicht. Schwer verboten, was mir aber nicht bekannt war.

Alle Päpste sind aufgelistet, man kann davon ausgehen, dass jeder (jede?) davon auch Weltgeschichte geschrieben haben.

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