Magyarorzág/Ungarn 2023

Was bisher passierte -> hier lesen

Ich fahre weiter, von Österreich herkommend, auf der EuroVelo 6 nach Budapest.

Meine Reise von München nach Osijek

An der Grenze in die Slowakei passiere ich ein Bunkermuseum, ein Relikt aus dem kalten Krieg. Bratislava empfängt mich hell und bunt. Wieder merke ich die architektonische Nähe zu Wien in Österreich.

Der Kanalarbeiter ist eines der Wahrzeichen Bratislavas

Entlang der Donau geht es ein paar Kilometer, bevor ich die Grenze nach Ungarn überquere. Auf dem einsamen Weg nach Győr begegnet mit erst einmal ein totes Reh, welches sichtbar von Hunden oder Wölfen gerissen wurde. Aha, das wilde Ungarn, denke ich mir.

Das Bild stimmt aber nicht, alles in Ungarn atmet mehr als Österreich die vergangene Zeit unter der Monarchie. In manchen Dörfern meint man, die Zeit sei stehen geblieben.

Auf dem Weg nach Győr

Győr ist eine schöne Stadt, aber wie alle schönen Städte sind deren Innenstädte faktisch nur noch für Touristen hergerichtet.

Die schmucke Innenstadt von Győr

Manche Wege sind durch das EuroVelo Programm der Europäischen Union hervorragend hergerichtet, täuschen aber nicht darüber hinweg, dass es noch kräftigen Ausbaubedarf gibt. Neben breiten Asphaltwegen bin ich auch einfach auf vielbefahrenen Straßen gefahren, aber auch holperige Feldwege waren dabei.

Ständiger Wechsel zwischen Slowakei und Ungarn

In Komárom wechsele ich kurzerhand die Donauseite und befinde mich in Komárno auf der slowakischen Seite. Diese Stadt hat eine sehr interessante Innenstadt. Eine der Plätze darin ist der aufgehübschte Europa-Platz mit seinen Häuserfassaden, die den typischen Architekturen aus 45 Ländern Europas nachgebildet sind.

Der Europa-Platz in Komárno

Die Donau war schon immer Lebens- und Kulturraum vieler Völker. Ausgrabungen von römischen Gutsbesitzen zeugen von reger landwirtschaftlicher Nutzung, trotz der Gefahren, die durch Hochwasser und Überfällen vorhanden waren. Hier haben in einem Zeitraum von 1500 Jahren Kelten, Römer, Sweben, Hunnen, Goten, Gepiden, Langobarden, Awaren, Slawen, Bayern und Magyaren gelebt.

Die Donau ist ab hier bis kurz vor Budapest auch der Grenzfluss für die Slowakei und Ungarn und ich wechsele mehrfach die Flussseite. Es gibt ab hier kaum noch Brücken über einen Fluss, der inzwischen des Öfteren 500 Meter breit ist. Die Fähren fahren selten und unregelmäßig und so werden die Fahrzeiten der Fähren nicht selten zum Hindernis für ein Weiterkommen. Immerhin lerne ich die Städte Györ und Komárom, bzw. Komárno auf der slowakischen Seite kennen.

Ein sowohl endloser als auch einsamer Weg auf dem Deich führt mich nach Tát, wo ich den Radweg verlasse, und die vielbefahrene Hauptstraße nehme, die direkt nach Budapest führt, eine Abkürzung von ca 50 km. Es ist ein Autoput, der leider überhaupt nicht fahrradgerecht gebaut wurde.

Die vielbefahrende Straße 10 zwischen Tát und Budapest

Ich habe ein Ziel. Am Abend kommt eine Gruppe von 7 Freund*innen in Budapest an, mit denen ich dann das 300 km entfernte Osijek in Ost-Kroatien besuchen will.

Mit der Gruppe nach Süden

Die Gruppe und ich verbringen zwei Tage in Budapest, besuchen die Stadt mithilfe des Sightseeing Busses. Doch die Erklärungen im Bus sind dürftig und so muss ich oft im Internet nachrecherchieren.

Groß und mächtig, das Parlamentsgebäude in Budapest
Die große Synagoge in Budapest
In der Oper in Budapest
Die Markthallen in Budapest

Wir besuchen das Schloss, die Markthallen, die Oper. Immer wieder stelle ich die archtiektonische Nähe zu Wien fest. Nicht nur die Einteilung in nummerierte Bezirke erinnert daran. Interessant ist die Geschichte der Oper. Finanziert wurde sie von der Stadt Budapest und  König Franz Joseph I zwischen 1875 und 1884. Der König legte aber als Bedingung fest, dass die Oper kleiner sein solle als die Wiener Staatsoper. Das hielten die Architekten ein, aber die Inneneinrichtung war reicher geschmückt mit barocken Elementen als das Pendant in Wien. Franz Joseph verließ schweigend nach dem ersten Besuch die Oper und wurde ab sofort nie wieder dort gesehen.

Die Stationen entlang der Donau sind Ráckeve, Dunaföldvár, Kalocsa, Dunafalva.

Feigenbäume am Donaukanal bei Ráckeve

In Ungarn wird man immer wieder auf den Vertrag von Trianon aufmerksam gemacht, der Vertrag aus dem 1. Weltkrieg, der dem alten Ungarn als Kriegsverlierer Landverluste von etwa 2/3 der ursprünglichen Gebiete brachte. Aber es werden wieder die Ressentiments geschürt. Das ist so, als würden in Deutschland überall Tafel stehen, die Deutschland in den Grenzen von 1914 zeigen.

Der Bischofspalast in Kalocsa
Im Paprikamuseum in Kalocsa

Die Landschaft ist sehr weitläufig, man kann den Paprikaanbau sehen, wir besuchen das Paprikamuseum in Kalocsa. Die ungarische Erfindung ist nicht das Paprika an sich, sondern dessen Zerlegung in ihre drei Bestandteile (Samen, Zwischenwand und Schale). Die Teile werden gemalen und wieder je nach Schärfegrad zusammengemischt. Daher kann das Paprikapulver so mild und mal so scharf sein. Paprika heißt auf deutsch übersetzt einfach Pfeffer.

Ein Paprikafeld

Von Fahrradtourismus ist hier keine Spur mehr, wir sind weit und breit die fast einzigen Radtouristen. Die Donauauen sind weitgehend unberührt.

Unberührte Donauauen

Schließlich überschreiten wir die Grenze nach Kroatien und fahren entlang der serbischen Grenze zum Weindorf Smajevac und nach Osijek. Dabei durchfahren wir den Kopacki Rit, Europas Amazonien.

-> weiterlesen: Meine Fahrt durch Slawonien- Ostkroatien.

Slovenija/Slowenien 2023

–> was geschah bisher? hier lesen

Slowenien erlebe ich zum ersten Mal außerhalb von Transitfahrten mit dem Auto. Ich bleibe 2 Tage in Maribor, der großen Stadt an der Drau. In der Stadt finden gerade das Europäische Jugendfestival statt. Es treten eine Woche lang 2500 Sportler:innen aus 48 Ländern in 11 Disziplinen gegeneinander an, in Disziplinen, wie sie bei der Olympiade auch anzutreffen sind. Der Eintritt kostet nichts, und ich gehen mehrere Veranstaltungen besuchen.

Maribor

Auf dem Weg nach Celje fahre ich durch große Hopfenanbaugebiete. Klar, hier wird das meistgetrunkene Bier in Slowenien hergestellt, genauer in der Stadt Laško in der Nähe von Celje.

Auf den Weg nach Celje

Celje wird 2 Tage, nach dem ich dort durchgefahren bin, von schweren Unwettern heimgesucht werden und ein paar Tage unter Wasser stehen. Gleichzeitig droht im Osten von Slowenien, ein Staudamm zu bersten, wahrlich dieser Juli gibt ein Vorgeschmack auf die Wetterextreme, die durch das sich verändernde Klima immer häufiger werden.

Celje

Ich erreiche Ljubljana, einer wunderschönen Stadt zwischen dem Fluss Ljubljanica und der Save. Der Campingplatz liegt etwas außerhalb und ist sehr voll. Macht nichts, ich fahre die 10 km in die Innenstadt und folge der Bimmelbahn. So erfahre ich einiges über die Stadt, da die Lautsprecher der Bahn sehr laut eingestellt sind.

Bimmelbahn durch Ljubljana

Auf jeden Fall lohnt ein Besuch auf dem Markt, der täglich auf hat und sehr stark an den Naschmarkt in Wien erinnert. Man kann allerlei Kulinarien probieren und sich unter den Bäumen an die aufgestellten Tische setzen. Eine Tour mit dem Fahrrad am Fluss entlang zeigt, dass auch diese Stadt einmal zu Österreichisch-Ungarn gehörte.

Ljubljana am Marktplatz. Hier kann man allerlei Kulinarien kaufen

Meine nächste Station ist Postojna mit weltweit zweitgrößtem erschlossenen Höhlensystem.

Postonja: Man fährt 20 min in den Berg hinein zu einer der beindrucksensten Höhlensysteme
Postojna in der Grotte

Um Istrien zu erreichen, fahre ich nach Triest durch das Länderdreieck Italien, Slowenien, Kroatien. Hier spricht im Prinzip jede und jeder die drei Sprachen, nach Italien, dann wieder Slowenien, dann Kroatien. In Izola und Koper begrüßt man sich auf Italienisch, in Triest auf Slowenisch, ein echter melting pot, halt. Triest liegt an steilen Hängen, der Campingplatz ist ganz oben 400 m hoch, die Abfahrten in die Stadt mörderisch steil. Als ich einen 23 Grad steilen Berg nach unten gefahren bin, suche ich sofort eine Fahrradreparatur auf, denn meine Bremsbeläge sind abgefahren. Klar, bei 24 kg extra Gepäck und dem Gewicht meiner Wenigkeit waren die Bremsen meine einzige Lebensversicherung. Ich erreiche Koper und Izola.

Nach Koper fahre ich über Triest
Hier in Triest sind manche Abfahrten sehr steil

Koper ist eine kleine Stadt, aber mit einem sehr großen Industriegebiet und Hafen, es ist der einzige Hafen Sloweniens. Und weil es so eng zugeht, gibt es auch immer wieder Streitigkeiten mit den Nachbarn um Hoheitsrechte auf dem Meer. Aber leider sind durch die Industrie die eigentlich fruchtbaren Felder und Flussdeltas sehr verunstaltet, es riecht schlecht durch eine Raffinerie.

Mole zwischen Koper und Izola zu Baden. Hier dürfen nur Fahrräder fahren.

Auf der Westseite Kopers aber erlebe ich eine 12 km lange Steinmole, die nur mit Fahrrad oder zu Fuß erreichbar ist und als Strandliegefläche für die Slowen*innen dient. Die Menschen baden in einem erstaunlich sauberen Wasser, es ist warm, es ist schön, diesen Strand abzufahren.

Die Altstadt von Izola

Izola ist ebenfalls ein ehemals kleines Fischerdorf, touristischer als Koper, hier fehlt die Industrie. Aber vom Dorf ist Kroatien nicht mehr weit, und so reiht sich ein Auto ans andere, um die Mautgebühren durch Slowenien zu sparen. Fahrräder können allerdings auf einer ehemaligen Bahnstrecke fahren, durch den Weg der Freundschaft, wie die Strecke zwischen Italien und Slowenien heißt.

Dier kroatische Grenze ist am Fuß der Berge, es geht steil bergauf und  ich schwitze.

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Die Alpe Adria 2023

Meine Reise 2023 durch das Länderviereck

Der Radweg Alpe Adria führt von Salzburg über Villach nach Grado im Friaul-Venezien.

Meine Fahrt startet in Ebersberg, einem Dorf in Oberbayern Richtung Tittmoning und Salzburg. Von dort aus fahre ich die Alpe-Adria bis nach Villach. Ich biege dann aber ab nach Klagenfurt und Graz, um von dort der Murr entlang Maribor zu erreichen. In einem zweiten Abschnitt werde ich Slowenien, Istrien und Friaul-Venezien durchqueren, bevor ich wieder zurückkomme.

Weg an der Salzach zwischen Laufen und Salzburg
Salzburg von Norden

Wasserfall bei Golling

Zwischen Hofgastein und Bad Gastein

Der Wasserfall durch Bad Gastein

Bei wechselhaftem Wetter fahre ich hinauf zur sogenannten Tauernschleuse nach Böckstein. Dort fährt jede Stunde ein Zug durch den Berg Tauern nach Mallnitz. Der Zug transportiert nur Autos und Fahrräder und fährt in nur 15 minuten durch den Berg.

Warten auf den Zug an der Tauernschleuse bei Böckstein
Entladen der Fahrräder in Mallnitz

Danach geht es ca 500 m hinunter ins Tal nach Obervellach, von wo aus ein Weg am Möllufer bis nach Möllbrücke führt. Aber ich habe keine Zeit, die Strecke zu genießen. Schwere Wolken verfolgen mich, ich hoffe, schneller zu sein und den Campingplatz bei Spittal am Millstädter See vor dem großen Regen zu erreichen. Aber das ist ein Trugschluss. In der Nähe des Bahnhofes bei Pusarnitz geht ein Platzregen los und ich muss mich für drei Stunden im Bahnhof unterstellen.

Von Spittal nehme ich den Drau Radweg. Ich befinde mich immer noch auf dem Alpe Adria Radweg. Obwohl es Ende Juli ist, ist der Weg nicht sehr stark befahren. Klar, dieser Juli ist sehr extrem, am Anfang sehr, sehr heiß, dann verregnet mit extremen Niederschlägen.

An der Drau zwischen Spittal und Villach

Unwetter und Regenbogen begleiten mich
In Villach
Am Ossiacher See

Burg Landskron bei Villach

Blick von der Burg Landskron auf den Ossiacher See

Ab Villach zweige ich ab und will nach Klagenfurt und Villach. Doch die Unwetter der letzten Tage zwingen mich immer wieder, umzudrehen und die Landstraße zu nehmen, die mühsam von den umgefallenen Bäumen gereinigt werden. Es ist ein banges Spiel zwischen Verkehr, Radwege, die vielleicht doch befahrbar sind und immer wieder die Unwetter, die mich auch während der Fahrt überraschen. In Völkermarkt wurde am Tag vorher sogar ein Kirchturm abgedeckt, in der Nacht am Keutschacher See drücken mir die Böene die Zeltstangen ins Gesicht. Es ist taghell, die Blitze erleuchten sogar mein Innenzelt. Ich bin froh, dass die Bäume um mich herum stehen bleiben und so übersethe ich die Situation und fahre weiter nach Wolfsberg.

Der Radweg Alpe Adria führt von Salzburg über Villach nach Grado im Friaul-Venezien.

Unwetter entlang der Drau vor Völkermarkt

Hier vor Völkermarkt ist Schluss. Unwetter haben die Radwege zugemacht
Immense Schäden in der Landwirtschaft durch die Unwetter
Sankt Andrä vor Wolfsberg

Von Wolfsberg nehme ich den Bus nach Graz. Bis hierher nach Wolfsberg gibt es schon sehr steile Abschnitte, aber nach Graz sind sehr hohe Berge zu überwinden.

Ich komme nach Graz, wo mich meine Frau schon erwartet. Wir wollen das Wochenende zusammen in Graz verbringen. Graz ist eine Studentenstadt, die Innenstadt Weltkulturerbe und auch sonst hat Graz viel zu bilden. An der Mur entlang sind ausgedehnte Parkanlagen, die auch intensiv genutzt werden. Mich erinnern sie an den englischen Garten in München, ebenfalls ein grüner Gürtel mitten in der Stadt.

Der Hauptplatz in Graz

Der Uhrenturm auf dem Schlossberg

Schloss Eggenberg in Graz

Das Wochenende geht vorüber und ich mache mich auf den Weg nach Maribor, der zweitgrößten Stadt in Slowenien. Ich genieße die Fahrt an der Mur Richtung Leibnitz und dem Sulmsee.

An der Mur
Am Sulmsee bei Leibnitz

Im nächsten Abschnitt geht meine Reise weiter: durch Slowenien, Friaul, Kroatien

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